Meine JavaLand Sternfahrt 2024
Vor kurzem bin ich von meiner ersten Veloreise dieses Jahr zurück gekommen. Und ich bin stolz wie Bolle. Diese kleine Reise war für mich etwas ganz besonderes. Jedes Jahr findet im Frühling die JavaLand statt. Das ist eine Konferenz für Software-Entwickler. Seit es diese Konferenz gibt, bin ich jedes Jahr dabei und habe kein einziges verpasst. Seit ein paar Jahren versuche ich auch jedes Jahr die Anreise mit meinem Velo zu machen. Das hat leider nicht immer geklappt.
Als ich 2019 unterwegs war, musste ich nach den Nordvogesen bis auf die Knochen durchnässt und durchgefroren meiner Gesundheit wegen von Pirmasens bis Bingen und zwei Tage später auch von Koblenz bis Brühl mit dem Zug fahren. Auch auf der Rückfahrt habe ich zwei Etappen abkürzen müssen.
2020 ist die JavaLand pandemiebedingt ausgefallen und 2021 fand sie als Online-Konferenz statt. Aber 2022 habe ich mich wieder auf mein Velo geschwungen - mit mässigem Erfolg: Noch in der Schweiz ist mir meine gerade mal zwei Jahre junge Schaltung irreparabel kaputt gegangen. Also habe ich mein Velo zu meinem Velomechaniker gebracht und bin mit dem Zug zur Konferenz gefahren.
Natürlich habe ich 2023 einen neuen Anlauf genommen! Mit einem Umweg über die Voxxed Days in Zürich (einer anderen Konferenz ein paar Tage vor der JavaLand), wobei ich aus Zeitgründen um beide Konferenzen zu schaffen den Abschnitt zwischen Zürich und Basel mit der Bahn gefahren bin. Anschliessend war ich zweieinhalb Tage wunderbar unterwegs bis ich wie 2019 in ein echt heftiges Gewitter gekommen bin und in Alzey in die Bahn umsteigen musste. Schade, denn die nächsten 40 km wäre es bergab gegangen. Auch auf der Rückfahrt konnte ich leider nicht alles fahren.
Aber ich wurde dumm geboren und habe nichts dazugelernt. Somit konnte mich nichts davon abbringen, 2024 erneut auf mein Fahrrad zu steigen und mich wagemutig in ein weiteres Sternfahrt-Abenteuer zu stürzen! Du kannst es dir sicher denken: Der Grund, weshalb ich stolz wie Bolle bin, ist ganz einfach - dieses Jahr hat alles geklappt!
Tag 1: Von Luzern über den Jura nach Basel
Wie es sich bei jeder Radreise gehört, bin ich natürlich erst mit mehrstündiger Verspätung am Mittag losgefahren. Schliesslich musste ich noch in letzter Minute einiges umpacken, da ich mit der Verteilung der Taschen noch nicht zufrieden war. Schwer bepackt mit nur noch einem halben Tag Zeit ging es los auf die ersten 115 km, die mit zu den schwersten der ganzen Tour gehörten. Der Grund liegt in der Natur: Ich musste über den Jura Gebirgszug!
Für die Streckenführung am ersten Tag habe ich ganz einfach auf die nationale Veloroute 3 zurück gegriffen, der Nord-Süd-Route. Ich bin sie natürlich von Süd nach Nord gefahren. Die ersten knapp 60 km sind noch recht einfach mit nur wenigen leichten Anstiegen. Wunderbar zum Warmfahren. Leider war es recht windig und der kam auch noch direkt von vorne. Aber es war trocken und ab und zu blinzelte auch die Sonne durch die Wolken. Vorbei am Sempachersee hat es nochmal ordentlich gewindet, dann war ich gut geschützt in der Nähe des kleinen Flüsschens Suhre unterwegs.
Bis es kurz nach Aarau los ging in den Jura. Die Steigung auf dieser Route war schon ziemlich heftig mit einem vollgepackten Velo. Der Schnitt lag über 10% mit Abschnitten von 16%, gefühlt noch mehr. So bin ich Kilometer um Kilometer den Jura hoch pedaliert. Nach 70 Kilometern und etwas mehr als sechs Stunden habe ich es geschafft und bin oben auf dem Pass!
Die letzten nicht mehr ganz 50 km waren zum Glück recht einfach. Nach einer viel zu kurzen Abfahrt ging es ziemlich lange dem Tal folgend nach Nordwestern aus dem Jura heraus. Immer ganz leicht abschüssig, so dass es sich ziemlich gut fahren lies. Ich konnte einiges an Zeit gutmachen. Dennoch war es schon dunkel, als ich in Basel am Dreiländereck ankam und mein Hotel auf der Deutschen Seite beziehen konnte. Ich bin dort sehr gerne am B&B Hotel direkt an der Grenze gegenüber vom Rhein Center. Das ist super gelegen und vor allem darf man hier auch sein Fahrrad mit auf das Zimmer nehmen. Im Rhein Center kaufe ich mir im Supermarkt noch Salat, Obst und was zu trinken als Abendessen und dann ist der Tag für mich vorbei.
Tag 2: Von Basel durch das Elsass nach Strassburg
Mit der Wettervorhersage ist das so ein Ding. Es sollte am Morgen regnen und später aufhören. Noch früh genug, um die Zeit im Hotel auszusitzen. Aber denkste! Es hat sich so richtig eingeregnet. Nicht heftig, aber stetig. So habe ich mich noch im Rhein Center mit Getränken und Essen für den Tag versorgt und habe mich gegen halb elf auf den Weg gemacht. Mein Plan, den Regen abzuwarten, hat nicht funktioniert. Er hat nur wertvolle Zeit gekostet.
Aber dieses Jahr bin ich besser vorbereitet. Ich habe deutlich höherwertigere Regenkleidung, die ich mir auch was habe kosten lassen. Das macht sich heute bezahlt: Den ganzen Tag lang regnet es durch, mit nur kurzen Unterbrüchen und ich bleibe in meiner neuen Regenkleidung warm und trocken! Das Wetter passt dafür auch gut zur Strecke. Beides ist eintönig und langweilig.
Bis auf wenige Ausnahmen geht es fast nur stur geradeaus. Gute 130 km stehen heute auf dem Plan, davon 90 km entlang von Kanälen. Ohne Höhenmeter! Alle paar Kilometer befindet sich am Kanal eine kleine Schleuse, dann geht es jeweils etwa einen Meter abwärts. So zieht es sich Stunde um Stunde. Zuerst entlang des Canal de Huningue und anschliessend am Canal du Rhône au Rhin. Mal auf der einen Seite des Kanals, mal auf der anderen.
Zwei ehemalige Schleusenwärterhäuschen sind jetzt Restaurants. Beide sind noch geschlossen. Es ist mitten in der Woche und noch nicht Saison. Schade, sonst hätte ich mir zwischendurch etwas gegönnt. Nach fast 90 km verlasse ich bei Sundhouse kurz den Kanal, denn nur wenige Meter entfernt gibt es hier einen Supermarkt. Ich bin schon sechseinhalb Stunden im Regen unterwegs und es gelüstet mich nach Süssigkeiten.
Aber ich halte mich nur kurz auf, denn auch wenn nur noch 40 km übrig sind möchten die auch noch gestrampelt werden. So geht es weiter am Kanal entlang, Kilometer um Kilometer. Immer geradeaus. Wie mit dem Lineal gezogen. Okay, das wurde der Kanal sicher auch, bei der Planung auf dem Papier. Aber irre, das so in Natura zu sehen. Solche geraden Strecken kenne ich sonst nur aus den USA.
Nach gut neun Stunden habe ich es geschafft und bin in Strassburg! Bei der Einfahrt von Süden kommt man durch ein Gewerbegebiet. Das passt heute super, so kann ich dort noch an einer Waschanlage halten und den Dreck und Matsch eines verregneten Tages von meinem Velo waschen. Denn auch in Strassburg habe ich mir mit dem Adagio Petite France ein Hotel herausgesucht, in dem ich mein Fahrrad wieder mit auf mein Zimmer nehmen darf. Dann muss ich keine Taschen ab- und wieder anbauen und ich habe es sicher bei mir. Dafür achte ich auch darauf, dass es möglichst sauber ist und ich natürlich keinen Dreck hinterlasse.
Physisch war der Tag heute ohne Höhenmeter echt gut zu meistern. Zum Glück, denn der Vortag steckt mir noch in meinen Knochen, vor allem den Knien. Natürlich ist eine Strecke von 130 km trotzdem nicht zu unterschätzen. Aber trotz des sehr bescheidenen Wetters hat alles super geklappt. Vor allem dank meiner neuen Regenkleidung, ich bin schwer begeistert! Zum Abschluss gönne ich mir von einem asiatischen Imbiss nebenan noch gebratenen Reis mit Hühnchen zum Mitnehmen aufs Zimmer und dann gehen auch schon recht bald die Lichter aus.
Tag 3: Von Strassburg über die Vogesen nach Zetting
Gegen zehn Uhr mache ich mich wieder gut in Regenkleidung verpackt auf den Weg. Das Wetter benimmt sich heute wieder als würde es mich von meinem Vorhaben abbringen wollen. Es Regnet Bindfäden und dazu gesellt sich ausserhalb der Stadt auch noch ein zünftiger Wind, der schon fast stürmisch die ersten 25 km von der Seite mich umzuschubsen versucht und danach ziemlich genau von vorne kommt. Zusammen mit den Steigungen und Höhenmetern der Vogesen wird das mit über 100 Kilometern kein einfacher Tag werden.
Die ersten 45 km fahre ich wieder an einem Kanal entlang, dieses mal dem Canal de la Marne au Rhin. Von Strassburg bis kurz vor Saverne. Gute dreieinhalb Stunden brauche ich für die Strecke. Sie ist noch flach aber es gibt wenig Schutz vor dem Wind. Dann verlasse ich den Kanal. Leider, denn nun erwarten mich wieder viele Höhenmeter.
Die Route, die ich mir ausgesucht habe, führt ab dem Kanal entlang der französischen Veloroute 62 durch den Réserve nationale de chasse et faune sauvage de la Petite Pierre. Eine wunderschöne Gegend. Wenn nicht das regnerische Wetter wäre und es weniger Anstiege gäbe. Auf kleinen, meist wenig befahrenen Strassen schraube ich mich durch ein grosses Waldgebiet immer weiter in die Höhe. Ausblicke kann ich kaum geniessen, aber zwischen den Bäumen hindurch kann ich die Tiefe der Täler erahnen.
Kurz vor dem höchsten Punkt meiner heutigen Tour komme ich durch den kleinen Ort La Petite-Pierre. Hier ist richtig was los! Irgendwas scheint einen Touristenansturm losgetreten zu haben. Ob das an der recht kleinen, unscheinbaren Burg liegt? Wie ich später bei Wikipedia sehe, hat es anscheinend auch einen alten sehenswerten Ortkern. Da ich durch den langen Anstieg mit dem schwer bepackten Bike schon recht geschafft bin, konzentriere ich mich jedoch eher auf die noch fehlenden Höhenmeter, bleibe auf der Hauptstrasse und fahre weiter. Nur in einer kleinen Bäckerei im Ort stoppe ich kurz, um mich mit frischen Getränken und Croissants auszustatten.
Die letzten Höhenmeter schaffe ich dann auch noch. Auf dem Papier sieht das mit etwas mehr als 400 Meter über dem Meer am höchsten Punkt weniger anstrengend aus, als es das mit den ganzen Hock-Runter-Zacken in den Vogesen gewesen ist. Um die 403 Meter über dem Meer zu erreichen, musste ich effektiv 827 Höhenmeter erstrampeln. Das war lange nicht so anstrengend wie der Jura, aber die bisher insgesamt 350 km mit 2'000 Höhenmetern machen sich langsam in meinen Beinen bemerkbar.
Bergab ist es zum Glück weniger steil als bergauf, denn so habe ich mehr davon. Über viele Kilometer brauche nur “alibimässig” mitzutreten, um mein Gefährt in Schwung zu halten. Eine willkommene Pause für meine müden Schenkel. Zwar muss ich in Vœllerdingen (was für ein merkwürdiger Name mit merkwürdiger Schreibweise für einen Teil von Frankreich, der früher mal Deutsch war) nochmal über einen Berg, aber der Anstieg ist mit nur anderthalb Kilometer gut zu bewältigen. Danach treffe ich bei Wittring auf die Saar und den Canal des Houillères de la Sarre und bin schon so gut wie im Hotel. Am Kanal nutze ich den hohen Wasserstand noch für eine kurze Velowäsche, um den gröbsten Dreck des feuchten Tages abzuspülen.
Mein Hotel heute in Zetting ist kaum als solches zu erkennen. Ich fahre erst daran vorbei und erkenne es beim zweiten mal nur bei genauem Hinsehen. Es handelt sich um ein Privathaus, in dem die Besitzerin zwei Hotelzimmer eingerichtet hat. Es ist mehr ein Bed & Breakfast. Im Les Myosotis darf ich mein Fahrrad leider nicht mit rein nehmen. Das muss in der Garage bleiben. Für mich heisst das viel Fummelei mit den Taschen. Aber es gab leider keine Alternative in der Gegend. Direkt um die Ecke, gerade mal zwei Minuten zu Fuss, gibt es ein französisches Restaurant. Dort habe ich recht gut zu Abend gegessen und bin früh ins Bett.
Tag 4: Von Zetting entlang der Saar nach Merzig
Verglichen mit den vorherigen Tagen wird es heute ein Kinderspiel. Mit nur etwas mehr als 70 Kilometern wird es von der Strecke her der kürzeste Tag meine Sternfahrt zur JavaLand und auch die Höhenmeter nehmen sich mit 120 geradezu bescheiden aus. Und als möchte man mich für meine bisher geleisteten Anstrengungen belohnen, scheint heute bei blauem Himmel sogar die Sonne! Zum ersten mal auf dieser Reise starte ich den Morgen damit, mir Sonnencreme aufzutragen! Ich lasse mir mit dem Frühstück Zeit und gegen halb elf bin ich wieder auf der Piste.
Ganz entspannt geniesse ich die Fahrt in der Sonner entlang des Canal des Houillères de la Sarre, der sich hier direkt neben der Saar befindet. Es sind keine acht Kilometer und in Sarreguemines erreiche ich die Deutsche Grenze. Aber noch bleibe ich in Frankreich, denn die Grenze kommt von Osten und verläuft ab hier parallel zu meinem Uferweg durch die Mitte der Saar. Erst nach weiteren gut zehn Kilometern ist es so weit, ich bin wieder in Deutschland. Total unspektakular. Kein Grenzschild, kein Hinweis, nichts. Plötzlich sind alle Schilder nicht mehr auf Französisch, sondern auf Deutsch. Für mich bedeutet das, dass ich nun kurz vor Saarbrücken bin.
Ein kleines Hüngerle macht sich schon bemerkbar. So nehme ich mir vor, bei meiner Fahrt durch Saarbrücken irgendwo eine Kleinigkeit zu kaufen und auf einer Bank am Fluss eine Pause einzulegen. Aber die Rechnung habe ich wohl ohne Saarbrücken gemacht. Es ist Mittagszeit, aber alle Buden hier an der Saar haben geschlossen. An einer nach der anderen fahre ich vorbei. Direkt an Saarbrücken schliesst sich die nächste Stadt an, Völklingen. Hier entscheide ich mich die geplante Route zu verlassen und in der Stadt selbst auf die Suche zu gehen. Das war eine gute Entscheidung, denn es hat keine Minute gedauert und ich habe einen netten kleinen Imbiss-Stand ausgemacht, an dem ich mir eine Currywurst und ein Malzbier einverleibe.
Der Rest des Tages ist unspektakulär. Pausenlos folge ich dem Radweg entlang des Flusses, selten unterbrochen von der Mündung kleinerer Flüsse oder von Gewerbegebieten mit Hafenanschluss. Manchmal trödel ich etwas. Heute kann ich es mir leisten, für die nur 70 Kilometer brauche ich gerade einmal dreieinhalb Stunden reine Fahrtzeit. Angereichert mit meinem Currywurst-Mittag und weiteren Pausen strecke ich meine Zeit auf genau fünf Stunden unterwegs. Damit ich nicht zu früh beim Hotel bin.
Pünktlich zur Öffnung des Checkins komme ich in Merzig beim Hotel Zum Römer an. Das Restaurant, das dazu gehört, sieht sehr einladend aus und die Karte verspricht einiges. Da habe ich sofort eine Reservierung für den Abend klar gemacht. Mein Fahrrad durfte ich hier auch wieder mit auf mein Zimmer nehmen, super! Dort habe ich es mir nach der obligatorischen Reinigung noch gemütlich gemacht, meine müden Muskeln ausgeruht und gechillt. Zum Abendessen habe ich mir ein leckeres Schnitzel gegönnt und dazu natürlich wieder ein Malzbier. Dabei habe ich mir viel Zeit gelassen und bin im Anschluss direkt ins Bett gefallen.
Tag 5: Von Merzig zur Mosel und nach Wittlich
Der Morgen begann mit einem wunderbaren Frühstück im Hotel und verglichen mit den anderen Tagen war ich sogar recht früh unterwegs: Noch vor zehn Uhr ging es los. Auf den ersten paar Metern habe ich dann eine schleifende Bremse bemerkt. Gerade rechtzeitig, denn an der nächsten Ecke war ein Veloladen. So musste ich dann nicht mit meinem kleinen Werkzeug unterwegs ran, sondern habe dort nett gefragt und der Mechaniker hat innerhalb von zwei Minuten meine Bremse wieder gerichtet. Super Service bei Werner’s Fahrrad-Center und Geld wollte er auch nicht dafür. So war ich quasi ohne echten Zeitverzug sofort wieder unterwegs.
Nach nicht ganz einer Stunde erreiche ich die Saarschleife. Dort ist der eigentliche Radweg an der Saar wegen Bauarbeiten unterbrochen, so dass ich mit einer kleinen Fähre auf die andere Seite übersetzen musste. Die Benutzung ist während der Bauarbeiten kostenlos. Oberhalb der Saarschleife gibt es einen grossen Aussichtspunkt. Sehr gerne wäre ich dort hochgestiefelt und hätte von oben einen Blick auf diese imposante Landschaft geworfen, aber die Rundwanderung hätte sicher mindestens anderthalb Stunden gedauert und ich habe heute wieder über 100 Kilometer geplant. Vielleicht ein anderes mal!
Die Umfahrung der Baustelle auf der anderen Saarseite ist absolut problemlos, nur der teilweise sehr grobe Schotter ist etwas nervig und vom Regen der vergangenen Tage ist der Weg aufgeweicht und matschig. Aber er lässt sich problemlos fahren und nach vier Kilometern geht es über eine Schleuse wieder auf den richtigen Saar-Radweg. Kurz nach Mettlach gibt es einen kleinen Anstieg. Dort oben befindet sich die Lutwinuskapelle, ein Platz mit schöner Aussicht wunderbar geeignet für eine kleine Pause!
Bis zum frühen Nachmittag geht es immer weiter die Saar entlang, mal auf der einen Seite, mal auf der anderen. Dann erreiche ich bei Konz die Mündung der Saar in die Mosel. Hier ist mir zu viel Trubel, zu viele Touristen, also halte ich mich nicht lange auf. Rasch fahre ich an Trier vorbei aber bald bekomme ich ein kleines Hüngerlein und in Pfalzel finde ich einen Imbiss mit Biergarten, wo ich mir einen Döner einverleibe.
Frisch gestärkt nehme ich die restlichen Kilometer in Angriff aber als ich in Schweich an einem Supermarkt vorbei komme nutze ich die Gelegenheit, mich mit kalten Getränken und frischem Obst einzudecken. Denn hier werde ich nach nur 25 km die Mosel wieder verlassen und einen ersten Vorstoss in die Eifel vornehmen und da brauche ich viel Energie.
Bei Föhren lande ich dann plötzlich in einer riesigen Baustelle. Eine Umleitung für Radfahrer ist zwar ausgeschildert, führt in einer Schleife aber auch wieder in der gleichen Baustelle. Nach etwas Herumirren pfeife ich auf die fehlerhafte Signalisation und suche mir in der Komoot App einen anderen Weg heraus. Das klappt dann zum Glück auch problemlos und mit nur sechs Kilometer Umweg bin ich wieder auf meiner geplanten Route. Die Anstiege auf diesem Streckenabschnitt sind zwar nicht wirklich steil, aber mit meinen mittlerweile müden Beinen dennoch anstrengend.
Nach fast neun Stunden unterwegs und davon knapp fünfeinhalb Stunden Fahrtzeit komme ich in Wittlich in meinem Hotel an. Auch hier nehme ich mein Fahrrad wieder mit auf mein Zimmer. Über die breite Treppe, da der Fahrstuhl so klein ist, dass da ein Velo noch nicht mal hochkant kein passt. Aber es geht, mein Gravelbike ist auch mit den vollen Taschen noch gut zu tragen. In einem Asia Bistro hole ich mir etwas leckeres zum Abendessen und falle sehr zufrieden ins Bett.
Tag 6: Von Wittlich rauf in die Vulkaneifel zum Nürburgring
Dem heutigen Tag habe ich mit gemischten Gefühlen entgegen geschaut. Einerseits mit viel Respekt, da es nun in der Eifel zum Nürburring den ganzen Tag bergauf geht. Andererseits auch etwas entspannt, denn gerade wegen der Steigung habe ich extra so geplant, dass es heute nur noch etwa 65 km sind. Verglichen mit dem Durchschnitt der vorherigen Tage ist das relativ wenig. Dennoch stehe ich zeitig auf, frühstücke gut und um 09:20 Uhr bin ich unterwegs.
Nach einem kurzen steilen Stück in der Stadt schwenkt meine Route auf einen Bahnradweg ein. Also eine hemalige Bahntrasse, die als Radweg hergerichtet wurde. Das ist super, denn Züge kommen in der Regel nur leichte Steigungen hoch. Und zeigen sich nun auch die nächsten Kilometer: Ganz saft steigt der Weg an, schlängelt sich am Hang entlang und fast unmerklich geht es immer höher. Über Viadukte und durch Tunnel, die sogar vorbildlich beleuchtet sind.
Dabei passiere ich immer wieder kleine Dörfer mit alten Bahnhöfen. Bei Gillenfeld ist der Bahnradweg leider unterbrochen, aber auf der anderen Seite des kleinen Städtchens geht er wieder weiter. Es lässt sich wunderbar fahren und beim ehemaligen Bahnhof von Schalkenmehren gibt es einen schönen kleinen Rastplatz inklusive einer alten Rangierlok mit Geschichte. Weil er jedoch durch eine Familie besetzt ist, fahre ich weiter und kurz darauf hat es mitten in einem Waldabschnitt auch wieder mehrere Bänke mit Tischen.
Hier mache ich fast eine Stunde Pause, ruhe mich aus, esse und trinke etwas und geniesse das tolle Wetter. Es ist noch nicht Mittag und ich habe schon die Hälfte geschafft. Da muss ich nicht hetzen. Als ich weiter fahre erreiche ich leider recht rasch das Ende des Bahnradweges in Daun. Echt Schade, das liess sich so gut fahren!
Also geht es auf der Strasse weiter. Der Verkehr hält sich heute am Sonntag in Grenzen. Die Steigungen sind natürlich stärker als auf dem schönen Bahnradweg. Aber fast alles soweit noch gut fahrbar, mit einigen steilen aber kurzen Abschnitten. Schon gut zehn Kilometer vor dem Nürburgring kann ich ihn bereits hören. Oder genauer gesagt die Fahrzeuge auf dem Ring. Heute scheint dort ein Rennen stattzufinden.
Die letzten fünf Kilometer waren dann noch recht anstrengend. Davon führen etwas mehr als drei Kilometer auf grobem Schotter durch den Wald steil bergauf. Da musste ich die eine oder andere kurze Pause einlegen. Dafür war ich dann Stolz wie Bolle, als ich nach 66 km heute und 600 km insgesamt beim Nürburgrin angekommen bin! Für die Dauer der Konferenz bekamen wir für alle Teilnehmer der Sternfahrt einen eigenen abschliessbaren Fahrradraum zur Verfügung gestellt.
Die JavaLand: Das Interview
Während der JavaLand wurden in einer der Pausen zwischen den Vorträgen auf der grossen Hauptbühne einige Sternfahrer interviewt. Das wurde live über den Stream gesendet und auch aufgezeichnet. Dabei lief im Hintergrund eine Animation der verschiedenen Routen, denn einige der Teilnehmer haben ihre Anreise mit dem Fahrrad aufgezeichnet. Mit der frei verfügbaren Software GPX Animator habe ich daraus dieses coole Video erstellt:
Vom Interview selbst gibt es natürlich auch eine Aufnahme. Diese kannst du dir hier anschauen:
Rückfahrt Tag 1: Vom Nürburgring bis nach Koblenz
Nach drei sehr intensiven Tagen Konferenz, die für Beine und Füsse nicht wirklich erholsam waren, schwingen wir - zwei Freunde aus der Community und ich - uns noch am Spätnachmittag des dritten Tages auf unsere Räder und machen uns kurz nach halb fünf zu dritt auf den Rückweg. Die gemeinsame Fahrt währt allerdings nicht lange, denn nach knapp sechs Kilometern spüre ich Luftverlust in beiden Reifen, vorne und hinten! Da meine beiden Begleiter nur einen Teil der Strecke mit dem Rad fahren und einen Zug erwischen müssen, lasse ich sie ziehen während ich mir mein Problemchen anschaue. Feststellen kann ich nichts, also hat die Tubeless-Milch wahrscheinlich schon ihren Job erledigt. Also pumpe ich beide Reifen nur auf und schwinge mich wieder in den Sattel.
Mein Ehrgeiz war geweckt: Würde ich die beiden bis zum ersten Bahnhof in Monreal einholen können? Ich bin zügig unterwegs aber passe trotzdem auf, mir meine Beine nicht kaputt zu fahren, denn ich habe noch über 600 km vor mir. Zwölf Kilometer später war es so weit, da sah ich sie auf dem Radweg vor mir. Ein kurzer Sprint und geschafft, gerade noch rechtzeitig. Gemeinsam kamen wir am Bahnhof von Monreal an, wo einer meiner Begleiter in den Zug stieg. Ab hier fuhren wir zu zweit weiter.
Obwohl auch das nicht lange währte. In Monreal machten wir ein paar Fotos, wobei wir uns aus den Augen verloren. Im Chat stellten wir fest, dass er anderen Schildern gefolgt und auf einem anderen Weg gelandet war. Also ging es für uns beide erstmal alleine weiter. Nach etwa 15 km allein unterwegs konnte ich in Polch von der Strasse auf einen Bahnradweg wechseln und kurz darauf trafen wir uns hier zufällig wieder. Nun ging es für uns also wieder gemeinsam weiter. Der Bahnradweg war wunderbar zu fahren, allerdings nach nur 15 km schon wieder zu Ende. Dann ging es auf der Landstrasse weiter, aber das war ganz okay. Es war nicht mehr weit nach Koblenz.
Wir haben ein gutes Tempo für die letzten Kilometer vorgelegt, denn auch meine verbliebene Begleitung wollte in Koblenz in den Zug umsteigen. Das hat dann auch alles noch geklappt. Noch am Bahnhof habe ich mich dann entschieden, nicht weiter zu fahren und habe mir online ein Hotel in Koblenz gesucht. Es war auch schon 20 Uhr und mit den knapp 65 km bin ich sehr zufrieden. Auf den letzten Metern zum Hotel habe ich noch einen Döner und etwas zu trinken eingesammelt und am Hotel angekommen gab es eine Überraschung: Keine Velos erlaubt. Kein Fahrradraum. Keine Garage. Das bin ich von einem Super 8 eigentlich ganz anders gewöhnt, dort hatte ich noch nie Probleme mein Velo mit rein zu nehmen. Aber auch das liess sich lösen. Gleich um die Ecke gab es das Hotel Sander, die liessen mich freundlicher Weise und sogar gratis ihre Fahrradbox nutzen, obwohl ich nicht ihr Gast war. Super Service von denen!
Rückfahrt Tag 2: Von Koblenz nach Mainz
Mein zweiter Tag startete schon recht früh, um 08:30 Uhr war ich bereits draussen und abfahrtsbereit. Das Wetter war leider wieder recht kühl und bedeckt, aber immerhin trocken. Also kein Grund, sich zu beschweren. Zumal mir zwar über 100 Kilometer bevor standen, diese jedoch den ganzen Tag entlang des Rheins mit nur wenigen, moderaten Höhenmetern. Da ich die westliche Rheinseite bereits in- und auswendig kenne, habe ich mich heute für die östliche Rheinseite entschieden. Hier war ich bisher nur ein mal unterwegs. Direkt aus Koblenz nehme ich die Brücke, stoppe noch an einer Bäckerei um mich für den Tag auszurüsten, und dann fresse ich Kilometer auf dem Rheinradweg.
Kurz hinter Koblenz passiere ich die Mündung der Lahn. Viel zu früh für eine Pause, also direkt weiter. Zwischen Braubach und Boppard, wo ich mit der Fähre auf die westliche Rheinseite wechsel, macht der Rhein eine schöne Schleife. Auf beiden Seiten gibt es hier jede Menge Burgen. Viel zu sehen, wenn man so langsam unterwegs ist wie ich (verglichen mit einem Auto).
Am Mittag passiere ich die berühmte Loreley. Für mich nichts besonderes. Einfach ein Felsen in einer Flussbiegung. Da gibt es wirklich schönere Orte am Rhein. Kurz hinter Oberwesel sehe ich vom Radweg aus eine Autowaschanlage. Spontan drehe ich um und mache einen Abstecher, mein Gravelbike ist immer noch vom letzten Anreisetag total verdreckt. Das hat eine Wäsche dringend nötig.
Alle Umstände sind mir gnädig, es läuft heute ziemlich gut. Erst in Bingen mache ich eine Pause, an einem schönen Platz direkt bei der Mündung der Nahe. Da habe ich bereits 65 km geschafft. Nach meiner Pause komme ich in Kempten an einer Tankstelle vorbei. Auch am Rhein sollte man sich bei jeder Gelegenheit proviantieren! Es hat hier immer wieder lange Streckenabschnitte ohne Verpflegungsmöglichkeiten und es gibt kaum etwas unangenehmeres, als mit einem Loch im Bauch und Durst noch viele Kilometer strampeln zu müssen.
In Budenheim wird es noch mal kompliziert, denn der Rheinradweg ist hier komplett gesperrt und die Umleitung so blöd und vor allem spät ausgeschildert, dass ich einen vier Kilometer grossen Kreis fahre, bevor ich mir meine eigene Umleitung mit Komoot heraus suche. Dort finde ich eine Strecke parallel zum gesperrten Radweg, die mich am Stadtrand von Mainz wieder auf meine geplante Route führt.
Nach gut 100 Kilometern soll hier auch Schluss sein. Ein Goldenes M am Wegesrand wähle ich als Abendverpflegung aus und während ich dort Speise, buche ich mir wieder ein Super 8 nur wenige hundert Meter weiter. Sicherheitshalber rufe ich dort an um mir bestätigen zu lassen, dass ich mein Fahrrad mit aufs Zimmer nehmen darf: Kein Problem.
Rückfahrt Tag 3: Von Mainz nach Speyer
Um Punkt 10 Uhr starte ich heute meinen zweiten Tag am Rhein. Erst geht es durch Mainz, hier ist am Rheinufer die Hölle los. Ein riesiger Flohmarkt. Ich mogel mich vorbei und froh, den Trubel rasch hinter mich lassen zu können. Im Hotel habe ich auf das Frühstück verzichtet, das war mir zu teuer. Also kommt auch recht rasch ein Hüngerchen. Als ich an Nackenheim vorbei fahre, suche ich mir eine Bäckerei. Leider gibt es weder belegten Brötchen noch gekühlte Getränke. So wandern ein paar süsse Teilchen und warmer Eistee in meine Tasche, die ich mir ein paar Kilometer weiter bei einem schönen Rastplatz im Weinberg zu Gemüte führe.
Der Rest des Tages verläuft recht unspäktakulär. Es geht immer am oder in der Nähe des Reines entlang, den Windungen folgend, ganz leicht bergauf. In Worms mache ich am frühen Nachmittag eine Pause und gönne mir beim selbst ernannten König aller Burger einen zum Glück leckeren Milchschake. Frisch gestärkt flutscht es wieder und etwas später komme ich in Ludwigshafen sogar an einer Bäckerei vorbei, wo ich mich für den Rest des Tages mit meinen geliebten belegten Brötchen eindecken kann.
Ehe ich mich versah, war ich dann auch schon in Speyer. Am Morgen war in Mainz die Hölle los, jetzt am Abend in Speyer. So viele Touristen auf einem Haufen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich wühle mich durch die Stadt bis zu meinem heutigen Ziel, dem Hotel am Technik-Museum. Beim Checkin habe ich mir noch etwas Mineralwasser für mein Brötchen-Dinner mitgenommen und mein Fahrrad durfte ich auch mit aufs Zimmer nehmen. Das war heute ein fast perfekter Tag!
Rückfahrt Tag 4: Von Speyer nach Strassburg
Heute ist mein letzter Tag in Deutschland und den Rhein werde ich ebenfalls verlassen. Etwas früher als sonst bin ich trotz ausgiebigem Frühstück im Hotel schon um kurz nach 9 Uhr unterwegs, allerdings habe ich auch fast 130 km vor mir. Nach nur wenigen Metern möchte ich mich an der nächsten Tankstelle mit Getränken und Snacks für den Tag versorgen, allerdings gibt es dort nur Wasser und Energy-Drinks, keine anderen Getränke. Zum Glück hatte ich beim Frühstück gut zugeschlagen, so dass ich einfach weiterfahren konnte und mir keinen grossen Kopf machen musste.
Die ersten fast 20 km ging meine Route abseits des Rheins entlang, den ich erst in Germersheim wieder sah. Dort ging es dann durch wunderschöne Auen. Wörth am Rhein hatte ich grösser in Erinnerung - kaum war ich drin, war ich schon wieder draussen. Das war mir aber ganz Recht, Städte finde ich auf Radreisen immer mühsam.
In Hagenbach musste ich eine kleine Umleitung fahren. Das war mein Glück, denn sie führte mich an einem Eis-Café vorbei! Dort habe ich meine “Mittagspause” mit einem leckeren Eisbecher verbracht. Ich hatte sogar doppeltes Glück, denn am Ende der Umleitung befand sich noch eine Tankstelle, bei der ich mich wieder mit Getränken und Snacks für die nächsten Stunden ausrüsten konnte.
Kurz darauf überfuhr ich schon die Grenze nach Frankreich. Die Route hat den Rhein verlassen. Es ist immer noch der ausgeschilderte Rhein-Radweg, aber auf der französischen Seite führt er meist einige Kilometer im Landesinneren nach Süden. Meistens auf dem Rücken von Deichen. Das Gebiet von dort bis zum eigentlichen Rhein ist Überschwemmungsgebiet. Trotz Wind von vorne komme ich sehr gut voran. Die Wege sind top ausgebaut und der Asphalt von hoher Qualität. Ab und zu ein kleines Dörfchen, allerdings keine Einkaufsmöglichkeiten. Aber ich habe mich in Deutschland ja noch gut ausgerüstet.
Ehe ich mich versehe bin ich schon in Strassburg. Entlang eines Kanals umfahre ich das eigentliche Zentrum bis zu meinem Hotel. Ich bin wieder im gleichen wie auf der Hinfahrt, also kein Problem mein Fahrrad mit aufs Zimmer zu nehmen. Vorher fahre ich aber noch zu einer Tankstelle um die Ecke um mich mit Getränken für den Abend einzudecken und bei einem kleinen Imbiss hole ich mir einen Döner zum Mitnehmen. So muss ich nach dem Einchecken nicht mehr raus und mache es mir nach der dringend nötigen Dusche mit meinen Einkäufen vor dem Fernseher gemütlich.
Rückfahrt Tag 5: Von Strassburg nach Basel
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit leckeren Croissants und Crêpes bin ich um 09:15 Uhr auf dem Bock. Da ich weiss, dass es auf der Strecke heute kaum Verpflegungsmöglichkeiten gibt, decke ich mich an einer Tankstelle mit Getränken und an einer Bäckerei mit Leckereien für den Tag ein. Ratzfatz bin ich raus aus der Stadt und befinde mich wieder am Canal du Rhône au Rhin, den ich auch auf der Hinfahrt zum JavaLand gefahren bin.
Insofern keine Überraschungen. In der Nacht hat es geregnet und am Morgen noch getröpfelt, aber jetzt sieht es trocken aus. Am Vormittag ist es noch nahezu windstill, so komme ich wirklich super voran. Bei 130 geplanten Kilometern fühlt es sich gut an, wenn es gleich von Anfang an gut läuft.
Nach 56 Kilometern verlasse ich bei Artzenheim den Kanal und folge dem Rheinradweg (EuroVelo 15) durch mehrere kleine Orte. Genau jetzt kommt ein stürmischer Gegenwind auf. Innert kürzester Zeit bläst es mir mit 30 km/h von schräg vorne entgegen. Die Route führt über offene Felder. Ich fange an zu kämpfen. Schade, muss ich heute nicht in die andere Richtung, als Rückenwind wäre das fantastisch.
Da kommt es mir gerade Recht, dass ich bei Kilometer 70 an Neuf-Brisach vorbei komme. Es ist kurz vor 14 Uhr und ich entscheide mich kurzfristig, in den Ort abzubiegen und dort im Restaurant eine Pause einzulegen. Nach einer Cola, einem sehr leckeren Flammkuchen und einem Glace zum Abschluss fühle ich mich deutlich besser und gestärkt. In einem Supermarkt gleich um die Ecke versorge ich mich noch mit frischen Getränken und dann geht es zurück auf den Track.
Nach weiteren 40 Kilometern Kampf mit dem Wind erreiche ich die Schleuse bei Niffer. Darauf habe ich mich die letzten Stunden gefreut, denn ab hier bis Basel kann ich dem Canal de Huningue folgen, der fast durchgängig von mehreren Baumreihen vor Wind geschützt ist. Ich mache noch eine kleine Pause und die letzten 20 Kilometer flutschen dann wie geschmiert.
Kurz vor Basel fahre ich dann wieder über die Dreiländerbrücke. Das Hotel von meiner Hinfahrt war ausgebucht, aber gleich nebenan im Gebäude vom Rhein Center bin ich im Best Western Hotel Dreiländerbrücke untergekommen. Das Zimmer war riesig und ich durfte mein Velo mit rein nehmen. Super! Doch als ich ins Einkaufszentrum wollte um mir etwas zum Abendessen zu holen, kam mir eine Menschenmenge entgegen: Feueralarm, Evakuierung. Hinterher stellte sich das als Fehlalarm heraus. Aber ich hatte keine Lust zu warten, so wurde es wieder ein Döner vom Imbiss auf der anderen Strassenseite.
Rückfahrt Tag 6: Von Basel nach Luzern
Letzter Tag. Ich freue mich auf Zuhause! Mein Hotel habe ich ohne Frühstück gebucht, ich gehe einfach ins Einkaufscenter unter dem Hotel und decke mich in der dortigen Bäckerei mit mehreren belegten Brötchen ein, als Frühstück und für den Tag. Dazu hole ich mir noch frisches Obst und Getränke. Zurück im Hotel habe ich Mühe, alles an meinem Velo zu verstauen. Kurz vor zehn bin ich fertig und mache mich auf meine letzten knapp 115 Kilometer. Aber ich komme nicht weit. Keine fünf Kilometer und ich lege auf dem Münsterplatz meine erste Pause ein. Frühstück! Heute geht es mit viel Steigung über den Jura und da brauche ich Energie.
Aus Basel raus fahre ich ein langes Tal hoch. Ich habe mir einen Weg heraus gesucht, den ich noch nie zuvor gefahren bin. Eine offizielle Veloroute natürlich, davon hat es hier genügend zur Auswahl. Die ersten 40 Kilometer waren nur mit moderaten Steigungen, aber dann kam ein Streckenabschnitt mit 15% Steigung nach dem anderen. Kaum Autos und wundervolle Natur, aber sehr kraftraubend und ich komme nur langsam voran. Aber mich hetzt niemand, es geht nach Hause, ich komme an wann ich ankomme. Dunkelheit ist auch kein Problem, meine Lampen sind geladen. Also bleibe ich entspannt und geniesse den Jura trotz der Anstrengung.
So benötige ich für die ersten 50 Kilometer fast fünf Stunden. Aber dann habe ich es geschafft und zwei “Pässe” passiert, einer auf 740 m und einer auf 720 m. Dann folgt eine rasante Abfahrt nach Olten an die Aare, eine Freude für mich und eine Qual für meine Bremsen. Am Rande der Altstadt mache ich es mir auf einer Bank mit Blick auf den Fluss gemütlich und lege eine ausgiebige verspätete Mittagspause ein. Die belegten Brötchen vom Bäcker heute Morgen sind echt lecker!
Nach Olten fahre ich nur ein kleines Stück die Aare entlang bis zur Aarburg, dann nehme ich Kurs auf Luzern. In Zofingen komme ich an einer Tankstelle vorbei, es gelüstet mich nach etwas Süssem und eine leckere Schokolade findet ihren Weg in meine Tasche. Das Wetter zieht wieder zu, es ist windig und ich möchte nur noch nach Hause. Da kommt dann die Schokolade genau rechtzeitig für einen physischen und psychischen Boost.
Der bringt mich bis Sursee, wo ich in einer Bäckerei noch etwas Energie für die letzten 30 km käuflich erwerbe. Das ist auch gut so, denn um den Sempachersee herum wird es mit dem Wind nochmals anstrengend. Der letzte Anstieg vor Luzern ist mir bestens bekannt. Bei Rothenburg habe ich es geschafft, danach geht es mehrheitlich bergab und ich bin endlich wieder Zuhause!
Fazit: Zwölf Tage im Sattel für drei Tage Konferenz
So gesehen hört sich das total bekloppt an: Um eine dreitägige Konferenz zu besuchen habe ich eine zwölftägige Reise auf mich genommen. Immerhin könnte ich mit der Umwelt argumentieren, denn auf der ganzen Reise habe ich keinen einzigen Tropfen Sprit verbrannt. Aber das war ehrlich gesagt nicht der Beweggrund. Der war viel einfacher: Es macht einfach Freude! Und da ich meinen neuen Job erst am 15. Mai antrete, konnte ich es mir auch zeitlich leisten.
Auch wenn es auf der Hinfahrt zwei volle Tage Dauerregen gab, was nicht sehr angenehm war, habe ich die Fahrt dennoch genossen. Ich bin durch viele wundervolle Gegenden gefahren und habe unterwegs viel gesehen. Die Fahrt war entspannend. Ich musste mich um nichts kümmern. Einfach nur sitzen und treten und den ganzen Tag meine Gedanken schweifen lassen. Das ist Luxus!
Werde ich es wieder machen? Aber sicher! Nächstes Jahr findet die JavaLand ein weiteres mal am Nürburgring statt, bevor sie ab 2026 wahrscheinlich im Europa-Park ein neues Zuhause findet. Und ich freue mich schon darauf, mich wieder mit anderen Sternfahrern zu treffen und Wegabschnitte gemeinsam zurück zu legen.
Stolz wie Bolle! Das bin ich immer noch. Und das werde ich sicher auch noch eine Weile sein. Und jedes mal wieder erneut, wenn ich auf die Grafik oben stosse. Insgesamt war ich 1'241 Kilometer unterwegs und habe dabei 6'166 Höhenmeter überwunden. Dafür sass ich 66 Stunden im Sattel. Ohne grosse technische Probleme (ein mal Luft nachpumpen und eine schleifende Bremse richten). Alles hat so funktioniert, wie ich es mir gewünscht hatte. Am Liebsten würde ich gleich jetzt wieder aufsteigen und einfach weiter fahren…
Du hast es bis hier geschafft, dir alles durchzulesen? Wow, Respekt! Dies ist mein bisher grösster Beitrag. Aber es war auch eine grossartige Fahrt. Ich hoffe, mein Bericht hat dir gefallen und du schaust wieder hier vorbei!
Bis bald
Marcus